Samstag, 24. Oktober 2009

Ey was machst denn eigentlich so als son Sozial...äääh?

Auch schon mal gehört? Dann bist du entweder
  1. Sozialpädagoge/Sozialarbeiter und weißt wovon ich rede, oder
  2. Student der Sozialpädagogik/Soziale Arbeit und bist beim ersten mal etwas überfordert
Was antwortest du jemandem, der dich so etwas fragt? Sagst du, dass du Menschen unterstützt soziale Disparitäten durch Atomisierung derselbigen zu überwinden und dabei eine systemische Stärkung und Förderung psychosozialer Ressourcen des Rezipienten und seines zugrundeliegenden sozialen Systems betreibst, dann hast du Recht oder zumindest einen sinnvollen Plan für die Zukunft. Doof ist aber, dass dich keiner versteht. Trotzdem, herzlichen Glückwunsch, du hast in deinen Vorlesungen gut aufgepasst!
Es ist aber auch gar nicht so leicht. Was tut denn "der Sozialpädagoge"?
Du tust dir sicher einen großen Gefallen, wenn du deine Mitmenschen wissen lässt, dass es "den Sozialpädagogen" nicht gibt. Uns Sozialpädagogen ist gemeinsam, dass wir nichts gemeinsam haben, außer vielleicht der Ausbildung im Studium.
Dein Studium hat sicher große Ähnlichkeit zu dem deines Kommilitonen. Ihr belegt in unterschiedlicher Abfolge die gleichen Lehrveranstaltungen (mit Ausnahme einiger Wahlfächer und des Studienschwerpunkts) und absolviert ein bis zwei praktische Semester. Spätestens aber mit Beginn deiner Praxissemester versuchst du dich zumindest zu spezialisieren um das ganze im Hauptstudium mit deiner Schwerpunktwahl fortzuführen. Im Praxissemester erlebst du dann zum ersten mal hautnah die riesige Vielfalt der Sozialpädagogik. Natürlich sind auch die Menschen die in diesem Bereich arbeiten äußerst verschieden und unterliegen einem speziellen Arbeitsansatz. Dieser bildet sich meist auf Grundlage eines wissenschaftlichen Ansatzes und der Erweiterung durch subjektive Erfahrungswerte heraus. Du kannst also davon ausgehen, dass deine Zukunft im Eklektizismus liegt. Dies ist nur sinnvoll, außer natürlich du findest "die Theorie" heraus um "den Mensch" zu erklären und somit "den Sozialpädagogen" auszubilden. Das wäre für dich sicher eine nette Aufgabe, macht den Job aber dann für uns ziemlich langweilig, wär schade.
Aber was ist es denn was wir so tun?
Es ist mittlerweile klar, dass wir nicht "die Aufgabe" haben. Zu allererst arbeiten wir alle in unterschiedlichen Arbeitsbereichen, z.B. der Kinder- und Jugendhilfe, der Behindertenhilfe, Der Resozialisierung oder auch mit psychisch erkrankten Menschen und suchtkranken Menschen. Weiter sind wir tätig in der Familienhilfe, in der Arbeit mit älteren Menschen oder in der interkulturellen Sozialarbeit. Etwas weniger bekannt ist, dass wir auch im Sozialmanagement, in der Personalplanung, im Coaching oder auch im Zeit- und Projektmanagement Geld verdienen.
Im Normalfall sollte dein Erklärjob erst jetzt wirklich beginnen! Gehen wir davon aus, du arbeitest in der Behindertenhilfe. Grob umrissen ist der Inhalt deines Jobs die Unterstützung eines Menschen mit Behinderung, damit er ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen kann. Du machst dich eigentlich selbst überflüssig! Übrigens ein Grund, warum man als Sozialpädagoge gern belächelt wird.
Was nun aber alles dazu gehört z.B. einen Menschen mit Behinderung zu begleiten, ist nicht pauschal zu beantworten. Im Endeffekt kannst du auch hier wieder nur in groben Kategorien darstellen was du tust: Du unterstützt bei der Organisation und Strukturierung des täglichen Lebens, hilfst Ziele und Wünsche zu verwirklichen, Probleme zu klären und bist Ansprechpartner für vielerlei Anliegen im Leben des Menschen den du begleitest. Nicht zu unterschätzen ist der viele Papierkram den du zu erledigen hast, sowie der ein oder andere Rechtsstreit den du ausfechtest. Das wichtigste ist: du tust nichts allein, sondern immer gemeinsam mit dem Menschen der sich dir anvertraut. Du hast eine Aufgabe, die dich fordert, hoffentlich nie nur überfordert. Du gewinnst nicht immer, im Gegenteil, du nimmst sicher oft herbe Rückschläge hin. Erreichst du aber dein Ziel, also das selbstbestimmte Leben eines Menschen mitzuverwirklichen, erkennst du, wie schön dein Beruf eigentlich ist. Du verhilfst einem Menschen dazu, dass er das größte Gut erreicht, dass wir fast als selbstverständlich ansehen: seine Freiheit für sich zu entscheiden, ob richtig oder falsch.
Hast du Spaß daran, kannst du diese Kategorien (die sicher auch nicht vollständig sind) noch weiter ausdifferenzieren. Du hast nun aber grob beschrieben was du tust.

Gerade fällt mir auf, dass eine wichtige Frage nicht geklärt ist: Ey, warum hast du eigentlich nix gescheites gelernt, so ein Handwerk oder sowas, anstatt son Sozial...äääh?
Das soll aber ein andermal geklärt werden.

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